Podersdorf 2015           „OIS HOD SEI END“

Podersdorf 2015 „OIS HOD SEI END“

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Die letzten Tage vor meinem großen (Abschieds-)Rennen in Podersdorf waren wie so oft in dieser Saison durchwachsen.

Ich bin schon am Mittwoch angereist, um mich ganz auf das Rennen fokussieren zu können. Die frühe Anreise hat aber leider nichts gebracht, da ich merkte, dass mein Bewegungsapparat nicht ganz rund läuft. Ich konsultierte daher Mathieu Grandgirard, den Osteopaten meines Vertrauens, und dieser stellte fest, dass mein Becken wieder einmal komplett schief steht und dadurch Adduktoren und Hüftbeuger zu sind. Er richtete mich wieder auf, aber meine Muskulatur spielte nicht. Ich kontaktierte deshalb den nächsten Spezialisten und muss mich bei Christian Wallisch für die perfekte Vorbereitung meiner Beine bedanken.

Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei Birgit Gamper und Andreas Lichtenwörther für die Betreuung am Tag vor dem Wettkampf.

 

Ich war sehr entspannt und zuversichtlich ein tolles Rennen zu liefern. Einzig die Einschätzung meines Formzustandes war reines Rätselraten, da ich heuer noch keinen Langdistanzwettkamp absolviert hatte. Es musste deshalb ein einstündiger Test am Rad ausreichen und dieser verlief sehr zufriedenstellend. Die letzten Wochen der Intensivvorbereitung und das Höhentraining haben die gut 300 Stunden an Trainingsrückstand kompensiert.

 

Schlussendlich war alles bereit für einen tollen Abschluss und ich ging perfekt vorbereitet und voller Selbstvertrauen ins Rennen. Eigentlich fast schon zu perfekt für einen SCHURLINGER. 😉

Die Wasserverhältnisse waren tadellos. Ich konnte sehr gut im Sog schwimmen und alle Favoriten (Andy, Paul, Petr und ich) kamen gemeinsam aus dem Wasser.

 

Ich kam gut in den Rhythmus und es ging tatsächlich die Post ab. Als wir nach 2 Kilometern falsch geleitet wurden, rief ich meinen Konkurrenten zu, dass dies der falsche Weg ist und drehte um. Alle Athleten folgten mir und wir fuhren wider auf die richtige Strecke. Da die schnellsten Schwimmer eine 5 km lange „Zusatzschleife“ fahren mussten, gingen wir sofort in Führung. Bei meinem Vorjahressieg konnte ich hingegen erst zu Beginn der zweiten Runde die Position an der Spitze übernehmen.

 

Wie schon im letzten Jahr konnte ich meine Verfolger nicht so einfach abschütteln. Andy, Paul und Petr ließen nicht locker. Da ich mich bereits nach 5 km übergeben musste, probierte ich nach kurzer Erholungsphase bei ca. Kilometer 15 eine Attacke, aber alle waren aufmerksam und es gelang mir nicht wegzukommen.

 

Danke auch an Daniel Pernold, der sah dass ich beim Hupferl meine soeben bekommene Flasche verlor und mir sofort seine angeboten hat. (Habe bereits vor dieser Flasche gekotzt *grins*)

 

Nachdem ich zum vierten Mal gekotzt hatte, beschloss ich weniger zu attackieren und ein taktisches Rennen zu fahren. Die Führung wechselte alle paar Kilometer. Andy war sehr ambitioniert und man merkte, dass er heiß auf den Titel ist. Aber auch Paul bot ein starkes Rennen. Als Ende der 4ten Runde zwar meine Übelkeit nicht besser, das Tempo hingegen schön langsam wurde, beschloss ich eine Attacke zu fahren. Immerhin wusste ich nicht, wie mir die Kotzerei das Laufen verübeln wird.

Dieser Streckenabschnitt ist prädestiniert dafür. Ich weiß, dass ich dort saustark fahren kann und konnte dort im letzten Jahr Petr abhängen. Also, Augen nach vorn, nicht umdrehen, 5 Minuten mit 400-450 Watt, statt 43 km/h zeigt der Tacho 52 km/h. Wenn ich wegkommen will, muss ich das jetzt durchziehen.

 

Nach diesem Husarenritt pendelte ich zu Beginn der fünften Runde wieder auf mein IRONMANTEMPO bei 300-315 Watt ein. Bei der Labestation bekam ich dann auch die erlösende Information, dass ich 30 Sekunden Vorsprung herausgefahren hatte. Endlich war es geschafft!

 

Auf der 6ten Runde fuhr ich eigentlich sehr gut und fühlte mich besser. Allerdings merkte ich, dass ich keinen Puls bekomme. Leider stieg ich schon 200 Meter zu früh vom Rad und so musste ich einige Meter mehr Laufen als geplant. (Radzeit 04:14)

 

Abgesehen von den zusätzlichen Laufmetern lief der Wechsel perfekt. (Schnellster im Feld).

 

Ich ging sehr entschlossen auf die Laufstrecke und wusste, dass sich mit einem Marathon um die 2:55 Stunden auch der Rekord noch ausgeht. Viel mehr beschäftigte mich jedoch mein Magen und ich beschloss eher Durchgangzeiten um 04:10 statt 04:00 pro Kilometer anzupeilen, da es mir mehr um den SIEG ging als den REKORD zu brechen.

 

Nach den ersten 5 Kilometern kam die befreiende Nachricht, dass ich 8 Minuten Vorsprung hatte. Ich konnte mit dem Zwischenstand zufrieden sein, allerdings war mein Puls weiterhin im Keller. Das bedeutete, dass es noch ordentlich zach werden würde. Normalerweise geht’s bis 20-25 Kilometer immer super, aber jetzt ging es schon bei Kilometer 11 bergab. Von nun an ging es nicht mal mehr um den Sieg, sondern nur noch darum heil das Ziel zu sehen.

 

Bei KM 17 wurde mir schwindelig und ich hatte plötzlich Kopfschmerzen trotz eines sehr geringen Tempos und einem 140er Puls. Okay, COLA, COLA, COLA – aber es half nichts. Ich konnte einfach nicht mehr Laufen. So etwas hatte ich seit meinem ersten IRONMAN nicht mehr.

 

Warum muss ich bei meinem letzten RENNEN so leiden? Die letzten Jahre konnte ich den Wettkampf dermaßen souverän absolvieren. An diesem Tag wäre ich schon froh, wenn ich überhaupt finishen kann.

 

Bei KM 29 ging Petr bei mir vorbei. Ich wollte noch einmal Gas geben, aber ich war einfach zu langsam. Der Sieg war somit definitiv dahin, aber ich konnte noch Staatsmeister werden. Nur nicht aufgeben!

Nach dem härtesten Marathon, den ich je gelaufen bin, genoss ich die letzten Meter im Zielkanal mit allen Sinnen und jeder Faser in meinem Körper. Die Endzeit: 08:24:25! Absolut egal!

Fazit: Beim Schwimmen super, am Rad gut unterwegs, der Marathon ein harter Kampf. Insgesamt kann ich mehr als zufrieden sein, denn genau durch die nicht perfekten Rennen lernt man am meisten. Leider konnte ich nicht meine tolle Form im Laufen zeigen, und musste die letzten 25-30km mit bisschen über 130 Puls (Fettstoffwechsel) ins Ziel joggen.

 

Und zum Drüberstreuen der vierte STAATSMEISTERTITEL in Folge.

Es war der absolut Schwerste von allen, aber es freut mich, dass so viele bei meinen Lieblingsrennen an mich geglaubt haben. Gratulation auch an Andreas Fuchs und Paul Ruttmann die sich den 2. Bzw 3.Platz in der Staatsmeisterschaft sicherten.

 

Danke an meinen Verein TOP TEAM TRI NÖ und den Mastermind Martin Hartusch, der ein tolles Teamzusammen gestellt hat.

Außerdem an alle meine Betreuer, angefangen vom meiner Ernährungsberaterin Sandra Leisner-Lichtenecker, sowie meinen Trainingspartnern Dieter Kopecky, Ernst Moser, Markus Reininger, Manfred Sauer, Christian Schlaisich, Mark Capek und natürlich auch meiner ganzen Schwimmgruppe die mich bei meinem „Heimrennen“ wie immer toll unterstützt haben.

 

Für so manchen Zweifler gab es noch eine Botschaft bevor ich in Sportler-Pension ging. Auf der Ehrenrunde zierte die Message „OIS HOD SEI END“ mein Trikot.

 

SCHURLISTRONG 2.0